Kurzgeschichte

alpha


Es regnet. Was auch sonst. Es regnet immer hier in Rainsburrow. Große Überraschung, oder? Ich ziehe meine Kapuze weiter ins Gesicht und setze mich auf die Steinbank vor der Bushaltestelle. Ich ärgere mich, das ich meinem iPod vergessen habe. Als ich aufblicke sehe ich einen Jungen, dunkle Haare, grüne Augen, Röhrenjeans, große Kopfhörer. Er schaut mich ohne jede Gefühlsregung an und setzt sich neben mich. Ich erkenne das Lied das er hört. Als der Refrain kommt singe ich mit, ich kann einfach nicht anders.
" I walk througt hell for you"
Er schaut mich verwirrt an, nimmt die Kopfhörer ab.
"Entschuldige..", nuschele ich. "aber ich liebe diesen Song"
Er schaut noch ein wenig überraschter "Du kennst Say Anything?", fragt er. Ich nicke und lächle. Der Bus kommt.
"Setzt du dich neben mich?" fragt er und ich nicke wieder. Im Bus unterhalten wir uns über Musik, über Bands, wen wir mögen, wen wir verabscheuen. Er macht mich darauf aufmerksam das ich meine Kapuze ruhig abnehmen könnte. Als ich sie zurückschiebe quellen jede Menge rot gefärbte Haare hervor. "Scharf", sagt er und lächelt. Irgendwann erzählt er mir das er Gitarre spielt, ich erwähne das ich Klavier spielen kann. Er sagt das wir uns dringend mal zum Musik machen treffen müssen. Wir tauschen Handynummern und quatschen weiter über belangloses bis ich aussteigen muss.
Ich schließe die Haustür auf und schiebe mir eine vegetarische Frühlingsrolle in den Ofen, mache Hausaufgaben und den ganzen Kram. Als ich ins Bett gehen will ist etwas anders. Ich muss an ihn denken und schlafe ruhiger als je zuvor.

beta


Die Sonne scheint durch mein Fenster und fällt mir auf's Gesicht, kitzelt mich in der Nase und ich wache auf. Ich schaue auf mein Handy und stöhne. Zehn Minuten zu früh. Und eine SMS. Ich hoffe du hast gut geschlafen :) Wie geht es dir? Noel
Ich frage mich, ob er Franzose ist. Gut ja, aber zu kurz :s Mir geht es gut, und dir?
   
Ich hüpfe aus dem Bus und folge dem üblichen Strom, bestehend aus den üblichen Menschen zum üblichen Gebäude. Mit einem kurzen Blick auf den Raumplan stelle ich fest, das ich auf der falschen Seite des Geländes bin. Während ich mich auf den scheinbar endlosen Weg zu meinem Kursraum begebe begegne ich Kristin, einem Engel auf Erden. Mein Engel.
"Duuuu kommst aus der falschen Richtung", teilt sie mir zögernd mit.
"Ich weiß?", antworte ich.
"Dinge, die dir nicht passieren würden wenn du dir ab und an mal Sachen notieren würdest, wie zu, Beispiel deine Kursräume. Du bist nicht erst seit gestern in der Oberstufe. Und was wurde aus deinen Plänen dich zu verbessern, hm? Mal ganz abgesehen davon das du zu spät kommst..."
"Ich weiß, Mammi. Du aber auch"
"Ich weiß mein Kind", sagt sie und kneift mir dabei in die Wange. 
"Ich darf das aber auch, schließlich bin ich erwachsen"


Wir kommen in den Raum und stellen fest, dass wir bedauernswerter Weise die ersten, mit Sicherheit höchst interessanten, Minuten von Hernn Hellermanns Stochachstikunterricht verpasst haben. Ohne Entschuldigung setzten wir uns auf unsere Plätzte, Herr H. kommentiert dies nicht. Denn ganz abgesehen davon das mich die Oberstufe getroffen hat wie ein Hammerschlag, ich völlig überfordet bin und mich für meine Kurswahl jeden Tag zu gern selbst hängen würde, hat sie dennoch ein paar Vorteile, zum Beispiel das es die Lehrer kein Stück mehr Interessiert was oder was du nicht tust, wer nicht durch's Abi kommt, ist selbst Schuld.
Irgendwann höre ich auf dem Geschehen um mich herrum auch nur die geringste Aufmerksamkeit zu schenken und hänge meinen Gedanken nach als mich ein Kursheft auf den Hinterkopf trifft. Nicht sehr kraftvoll, aber ausreichend um mich zu wecken.
"Miss Nesbitt, ich versuche, mit ihnen zu kommunizieren. Auch wenn es da wo sie gerade waren mit Sicherheit schöner war, würde ich gerne die Lösung der gestellten Aufgabe wissen!"
Ich blicke an die Tafel, dann ich die Runde und dann wieder zur Tafel. Ich muss grinsen, weil ich mir sicher bin das jeder einzelne im Raum gerade bezweifelt das ich dazu in der Lage bin.
"Da wo ich war, ist es tatsächlich schöner", kläre ich Herrn Hellermann auf. Nach kurzem überlegen füge ich hinzu: "Im übrigen muss man hier nur die Wahrscheinlichkeiten der einzelnen Pfade multiplizieren, bei dieser nun wirklich leichten Aufgabe ist das 7³ und das sind 343 wenn ich mich jetzt nicht furchtbar täusche."





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