Samstag, 3. März 2012

Geschwisterliebe

"Lass uns tanzen!", sagt er. Die Musik ist absolut furchtbar und ich hab eigentlich keine Lust, aber er fängt einfach an, nimmt meine Hand und zieht mich hoch. Wir machen völlig schräge Bewegungen, drehen völlig durch und ich bin froh das uns hier in der Wohnung keiner sieht. Mein Leben ist um so vieles schöner wenn mein Bruder in der Stadt ist. Wir lassen uns lachen auf's Bett fallen, völlig fertig. "Du hast sowas von doof ausgesehen!" - "Ich!? hast du eine Ahnung wie behindert du aussiehst wenn du tanzt?" Er schlägt mich mit einem Kissen, ich nehme das Kissen, schlage zurück und renne weg, er rennt mit dem Kissen hinterher. Es ist als wären wir wieder 6 und 13 und nicht 10 Jahre älter. Nachdem er mich dreimal um den Küchentisch gejagt hat, renne ich raus. Raus aus der Küche, raus aus dem Flur, raus aus der Wohnung und schließlich raus aus dem Haus. Ich renne einmal ums Gebäude und lande bei der Wiese hinterm Haus. Ich kann nicht mehr. Vom rennen. Vom lachen. Er holt mich ein und haut mich ein paar mal mit dem Kissen bis wir uns schließlich auf den Rasen fallen lassen. Er ist ein bisschen feucht aber das ist egal.



"Wo ist nur die Zeit geblieben?", frage ich. "Ich meine, noch vor einigen Jahren waren wir jeden Tag hier. haben Fussball gespielt, oder Basketball oder haben die riesigen Möbel zum aufblasen aufgestellt und uns dahinter versteckt während wir uns mit Blasrohren und gefrorenen Erbsen beschossen." Er lacht. Ich auch. " ... Und jetzt, jetzt bist du weggezogen, ich verzweifle an der Schule und alles ist doof"
Er verschränkt die Arme hinter dem Kopf und sagt " Aber jetzt gerade ist doch alles wie früher, genieße den Moment..." Unsere Mutter öffnet das Küchenfenster und schreit das wir nicht zum Essen reinkommen sollen. Ich verdrehe dich Augen "Es ist ja echt alles wie früher.. Und ich will nichts essen", sage ich, er lacht. Als kleines Kind wollte ich auch nie zum Essen rein.

Ich bin froh das ich ihn hab.

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